Verkehrswerte auf dem Lande - dieses spannende und doch so schwierige Thema stellte das Netzwerk ‚Wir-gestalten-Heimat‘ auf der Europäischen Mobilitätswoche in den Mittelpunkt seines zweiten NachhaltigkeitsFORUMs im Oktober 2020. In der Eberner Frauengrundhalle führte Oliver Kunkel vier führende Institute aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, um mit den Vereinsmitgliedern und Gästen von Forschung und ‚Best Practice’-Beispielen zu lernen, wie man im ländlichen Raum bequemer, smarter und nachhaltiger unterwegs sein könnte.
Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation schickte aus Göttingen Michael Patscheke, der ganz konkret für den Landkreis Haßberge skizzierte, wie ein smartes Rufbus-System den bestehenden, kargen ÖPNV erfolgversprechende ergänzen könnte. Patscheke schilderte, wie in der Region Weser-Marsch und schließlich in Leipzig sein Institut die Gesetze der Strömungslehre für die Lenkung eines Kleinbus-System samt App nutzen, durch die jeder auch noch so abgelegen wohnende Nutzer zeitnah die Route des Busses vor seine Haustüre lenken kann. ‚EcoBus’ nennt sich diese einzige Rufbustechnologie ‚on demand’, die keine Konkurrenz, sondern Ergänzung der Öffentlichen ist. Nachdem Oliver Kunkel Bestand und Wünsche nach dem Mobiliätskonzept des Kreises von 2018 aufgezeigt hatte, skizzierte der Wissenschaftler aus Göttingen, wie die Region in sechs Sektoren geteilt Rufbus-Routen an Bus- und Bahnlinien anknüpfen könnte, um eine flächendeckende Versorgung hinzubekommen. Sogar die Kostenperspektive hatte der engagierte Physiker in den Blick genommen und einen Kostenanteil von 26€ pro Einwohner in’s Spiel gebracht „Da muss Politik natürlich klären, ob es das wert wäre“. Die Bevölkerungen der Unteruchungsregionen hätten jedenfalls großes Interesse bekundet. Sowohl die Nutzung war mit jedem siebten Einwohner weit über gewöhnlichen ÖPNV-Angeboten wie auch der Wunsch einer Fortsetzung in den Befragungen deutlich dominierte.
Die Antriebstechnologie der Zukunft repräsentierte der Standortleiter ZF in Schweinfurt, Hans-Jürgen Schneider. In seinem Vortrag sprach er für die Klimafreundlichkeit elektromotorischer Antriebe, ließ die Probleme beim Abbau von Rohstoffen wie Lithium allerdings nicht unerwähnt. „Die Vorräte sind nicht das Problem, die Arbeitsbedingungen und Umweltschädenaber bleiben wichtige Herausforderungen.“ Vielversprechend sieht Schneider auch die Wasserstofftechnologie gerade im Bereich größerer Fahrzeuge, bleibt aber beim Tankstellennetz für PKW skeptisch. Besonders interessant seien die Potenziale der Stromgewinnung in Nordafrika. Gestaheungskosten von einem Cent pro Kilowattstunde würden uns bezahlbaren Ökostrom, den Ländern des Sahara-Raums Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Die beiden per Videokonferenz zugeschalteten Institute standen für Vernetzungstechnologien verschiedener Mobilitätsangebote, der sogenannten ‚multimodalen Mobilität‘. Wie kann ich mein Fahrrad sicher abstellen, ein Lehfahrzeug mitnehmen und dann auf den Bus wechseln? Kann ich den ersten Streckenteil mitgenommen werden und die berühmte ‚letzte Meile’ mit einem Miet-Pedelec zurücklegen? Zu diesen Fragestellungen arbeitet der niedersächsische Forschungsverband ‚NEMo’ mit sieben Universitäten. Der wissenschaftliche Leiter, Prof. Marx Gómez, war aus Oldenburg zugeschaltet und berichtete von der ersten erprobten App ‚Fahrkreis’, die vielfältige Angebote der Mobilität stets zeitnah vergleicht und die attraktivsten Angebote anzeigt. Dabei können sich auch Gruppen mit gemeinsamen Mobilitätsgewohnheiten oder -notwendigkeiten, etwa Pendler, vernetzen, lokale Anbieter ob von Sharing-Angeboten oder Mitnahmemöglichkeiten sind präsent. ‚NEMo’ untersuchte in einigen Regionen, wie Bürger einbezogen werden können in die Organisation vernetzter Mobilität, wie sich solche Mobilität auf das Leben im ländlichen Raum auswirkt, wie Akteure zusammengeführt werden können.
Das ist die zentrale Aufgabe des ‚Netzwerks Zukunft NRW’, das insbesondere für alle Kommunen das Landes handfeste Unterstützung bei der Umsetzung nachhaltiger Mobilität gibt. Viele Gemeinden haben mit dieser Hilfe ‚Mobilstationen’ errichtet, die vor Ort Leih-Pedelecs, ein Dorf-E-auto oder eine Ladesäule verbinden. „Sexy muss so was sein“, meinte schon zu Beginn Oliver Kunkel flapsig - Aufenthaltsqualität und wertige Anmutung forderte auch Andreas Falkowski in seinem Vortrag aus Köln ein - dann wird Sharing oder öffentlicher Nahverkehr auch genutzt.
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Verkehrswerte auf dem Lande - dieses spannende und doch so schwierige Thema stellte das Netzwerk ‚Wir-gestalten-Heimat‘ auf der Europäischen Mobilitätswoche in den Mittelpunkt seines zweiten NachhaltigkeitsFORUMs im Oktober 2020. In der Eberner Frauengrundhalle führte Oliver Kunkel vier führende Institute aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, um mit den Vereinsmitgliedern und Gästen von Forschung und ‚Best Practice’-Beispielen zu lernen, wie man im ländlichen Raum bequemer, smarter und nachhaltiger unterwegs sein könnte.
Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation schickte aus Göttingen Michael Patscheke, der ganz konkret für den Landkreis Haßberge skizzierte, wie ein smartes Rufbus-System den bestehenden, kargen ÖPNV erfolgversprechende ergänzen könnte. Patscheke schilderte, wie in der Region Weser-Marsch und schließlich in Leipzig sein Institut die Gesetze der Strömungslehre für die Lenkung eines Kleinbus-System samt App nutzen, durch die jeder auch noch so abgelegen wohnende Nutzer zeitnah die Route des Busses vor seine Haustüre lenken kann. ‚EcoBus’ nennt sich diese einzige Rufbustechnologie ‚on demand’, die keine Konkurrenz, sondern Ergänzung der Öffentlichen ist. Nachdem Oliver Kunkel Bestand und Wünsche nach dem Mobiliätskonzept des Kreises von 2018 aufgezeigt hatte, skizzierte der Wissenschaftler aus Göttingen, wie die Region in sechs Sektoren geteilt Rufbus-Routen an Bus- und Bahnlinien anknüpfen könnte, um eine flächendeckende Versorgung hinzubekommen. Sogar die Kostenperspektive hatte der engagierte Physiker in den Blick genommen und einen Kostenanteil von 26€ pro Einwohner in’s Spiel gebracht „Da muss Politik natürlich klären, ob es das wert wäre“. Die Bevölkerungen der Unteruchungsregionen hätten jedenfalls großes Interesse bekundet. Sowohl die Nutzung war mit jedem siebten Einwohner weit über gewöhnlichen ÖPNV-Angeboten wie auch der Wunsch einer Fortsetzung in den Befragungen deutlich dominierte.
Die Antriebstechnologie der Zukunft repräsentierte der Standortleiter ZF in Schweinfurt, Hans-Jürgen Schneider. In seinem Vortrag sprach er für die Klimafreundlichkeit elektromotorischer Antriebe, ließ die Probleme beim Abbau von Rohstoffen wie Lithium allerdings nicht unerwähnt. „Die Vorräte sind nicht das Problem, die Arbeitsbedingungen und Umweltschädenaber bleiben wichtige Herausforderungen.“ Vielversprechend sieht Schneider auch die Wasserstofftechnologie gerade im Bereich größerer Fahrzeuge, bleibt aber beim Tankstellennetz für PKW skeptisch. Besonders interessant seien die Potenziale der Stromgewinnung in Nordafrika. Gestaheungskosten von einem Cent pro Kilowattstunde würden uns bezahlbaren Ökostrom, den Ländern des Sahara-Raums Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Die beiden per Videokonferenz zugeschalteten Institute standen für Vernetzungstechnologien verschiedener Mobilitätsangebote, der sogenannten ‚multimodalen Mobilität‘. Wie kann ich mein Fahrrad sicher abstellen, ein Lehfahrzeug mitnehmen und dann auf den Bus wechseln? Kann ich den ersten Streckenteil mitgenommen werden und die berühmte ‚letzte Meile’ mit einem Miet-Pedelec zurücklegen? Zu diesen Fragestellungen arbeitet der niedersächsische Forschungsverband ‚NEMo’ mit sieben Universitäten. Der wissenschaftliche Leiter, Prof. Marx Gómez, war aus Oldenburg zugeschaltet und berichtete von der ersten erprobten App ‚Fahrkreis’, die vielfältige Angebote der Mobilität stets zeitnah vergleicht und die attraktivsten Angebote anzeigt. Dabei können sich auch Gruppen mit gemeinsamen Mobilitätsgewohnheiten oder -notwendigkeiten, etwa Pendler, vernetzen, lokale Anbieter ob von Sharing-Angeboten oder Mitnahmemöglichkeiten sind präsent. ‚NEMo’ untersuchte in einigen Regionen, wie Bürger einbezogen werden können in die Organisation vernetzter Mobilität, wie sich solche Mobilität auf das Leben im ländlichen Raum auswirkt, wie Akteure zusammengeführt werden können.
Das ist die zentrale Aufgabe des ‚Netzwerks Zukunft NRW’, das insbesondere für alle Kommunen das Landes handfeste Unterstützung bei der Umsetzung nachhaltiger Mobilität gibt. Viele Gemeinden haben mit dieser Hilfe ‚Mobilstationen’ errichtet, die vor Ort Leih-Pedelecs, ein Dorf-E-auto oder eine Ladesäule verbinden. „Sexy muss so was sein“, meinte schon zu Beginn Oliver Kunkel flapsig - Aufenthaltsqualität und wertige Anmutung forderte auch Andreas Falkowski in seinem Vortrag aus Köln ein - dann wird Sharing oder öffentlicher Nahverkehr auch genutzt.